Für die Königin in Kaiser Konstantins Basilika

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Orgel der Superlative mit Elektronik aus Mittweida im Trierer Weltkulturerbe

Gesamtansicht der Orgel während der<br>Montage am Westflügel der Basilika

87 Register, 6006 Pfeifen verteilt auf drei hängende Türme, 32 Tonnen schwer 3,4 Millionen Euro teuer, spielbar von einem festen Hauptspieltisch im Mittelturm und einem fahrbaren Zweitspieltisch im Kirchenschiff aus - und das alles funktioniert mit Orgelelektronik, die an der Hochschule Mittweida entwickelt wurde.

Den Anstoß für diese Entwicklung gaben die Kontaktprobleme am elektrischen Spieltisch der Ladegast-Jehmlich-Orgel in der evangelischen Stadtkirche Mittweida "Unser lieben Frauen". Der alte elektromechanische Spieltisch funktionierte nicht mehr zuverlässig, die Orgel war nur noch eingeschränkt spielbar. Die Lösung des Problems war ein "elektronischer Bypass". Drückt der Organist eine Taste am Spieltisch, wird das elektronisch erfasst und über ein Bussystem an ein elektromagnetisches Ventil weitergegeben, das der Orgelpfeife Luft zuführt.

Forscher der Fakultät Elektro- und Informationstechnik um Professor Christian Schulz ließen sich das System einfallen und entwickelten es gemeinsam mit der Firma Orgelbau Eule aus Bautzen weiter. Die Orgelelektronik wird mittlerweile von der Mittweidaer Elektronikfirma IMM in Serie gebaut und bei aktuellen Orgel-Neubauprojekten der Firma Eule unter dem Namen Orgelelektronik System Eule europaweit eingesetzt. - so auch in der Konstantin-Basilika in Trier.

Die Trierer Konstantin-Basilika ist eine der größten evangelischen Kirchen Deutschlands: 71 Meter lang, knapp 33 Meter breit und 36 Meter hoch. Sie wurde um das Jahr 310 vom römischen Kaiser Konstantin als Thronsaal gebaut. "Hier trifft eine Orgel des 21. Jahrhunderts auf Antike", hieß es bei den Orgelbauern in Bautzen. Dort wurde das Instrument in 15 Monaten von 35 Mitarbeitern in 11 000 Arbeitsstunden gefertigt. Der Aufbau der Südwand der Basilika dauerte zehn Wochen, die Intonation der Pfeifen mehrere Monate. Am 30. November, dem 1. Advent, wird die Orgel in einem Festgottesdienst eingeweiht.


Zum ausführlichen Artikel von Professor Christian Schulz in den "Mittweidaer Stadtnachrichten" November 2014 hier (dort Seite 17f)

(Fotos: Christian Schulz, Text: Helmut Hammer)