"Die Leichtigkeit des Seins im Maschinenbau"

"Die Leichtigkeit des Seins im Maschinenbau"

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Schlüsselübergabe an der Fakultät Ingenieurwissenschaften. Der Gerhard-Gebhardt-Bau steht für die Zukunft des Ingenieurnachwuchses im Maschinenbau an der Hochschule Mittweida.

Ein neues Gebäude ziert den Mittweidaer Campus.<br>Der rote Ziegelbau "Haus 7" ist mit Vorlesungsbeginn<br>im Wintersemester neuer Anlaufpunkt für die<br>Dozenten und Studenten des Maschinenbaus.

Fast ein wenig versteckt ist in zwei Jahren ein neues Gebäude auf dem Mittweidaer Campus entstanden. Gestern übergab der Freistaat Sachsen den Gerhard-Gebhardt-Bau an die Hochschule Mittweida. Das Laborgebäude auf dem östlichen Teil des Campus zwischen dem Gerhard-Neumann-Bau und dem Interimsbau der Biotechnologie steht nun den über 700 Studierenden der Fakultät Ingenieurwissenschaften zur Verfügung.

Ein wenig zwischen den Welten sind auch die auf 770 Quadratmetern Nutzfläche verteilten Labore des Neubaus zu verorten: Hier trifft die Schwere der Schweißtechnik auf additive Fertigung mit 3D-Druck, auf Bauteilprüfung mit einem Computertomografen oder den Test von Komponenten für die Elektromobilität.

Vielseitigkeit: Laborgebäude für Studieren und Forschen im Zeitalter von Industrie 4.0

Das Gebäude steht damit für die anwendungsnahe akademische Ausbildung des Ingenieurnachwuchses in Mittweida, der die Zukunft der digitalisierten Produktion in der Industrie mitgestalten wird, und für die fachübergreifende Forschung an Technologien zum Beispiel für ein intelligentes Energie-Infrastrukturmanagement oder die Medizintechnik.

Die Breite der Möglichkeiten im neuen Gebäude würdigten alle Redner des Nachmittags, allen voran die sächsische Wissenschaftsministerin Dr. Eva-Maria Stange:
„Maschinenbau ist am Standort Mittweida eine Kernaufgabe mit historischen Wurzeln. Heute hat sich der Maschinenbau im Verbund mit der Elektrotechnik von seiner traditionellen 'Schwere' befreit und sich in virtuelle Dimensionen weiterentwickelt. Die Hochschule Mittweida reagiert mit ihrem Lehr- und Forschungsprofil auf die Veränderungen in der Wirtschaft.
Die neue Halle verbessert die gute Infrastruktur der Hochschule weiter, was auch die Attraktivität des Standorts verbessert. Vielleicht geht Mittweida damit sogar gegen den Trend der fallenden Studierendenzahlen.“

Namensgebung: Würdigung für den Gestalter des Maschinenbau-Neubeginns nach 1992 Professor Gerhard Gebhardt

Im Blick auf die Studierendenzahlen konnte Rektor Ludwig Hilmer die Ministerin beruhigen: Mit 2300 Neueinschreibungen sei die Hochschule Mittweida mindestens auf Vorjahresniveau. Neue Gebäude seien Symbole für die Attraktivität eines Hochschulstandorts, aber ihre Notwendigkeit entstünde aus der inhaltlichen Ausrichtung von Lehre und Forschung. An die Ministerin anknüpfend sprach der Rektor von der „Leichtigkeit des Seins im Maschinenbau“, die nun in das Gebäude einziehe, das für die neuen und veränderten Studienangebote bessere Bedingungen bietet.

Für eine Neuausrichtung der Hochschule Mittweida stehe, so Rektor Hilmer, auch Prof. Dr.-Ing. Gerhard Gebhardt, der Namensgeber des Baus. Der im Jahr 2017 emeritierte Wissenschaftler wirkte maßgeblich an der Wiederetablierung des Maschinenbaus an der Hochschule mit. Vor über 150 Jahren als Lehranstalt für Maschinenbauer gegründet, war die spätere „Ingenieurhochschule Mittweida“ einseitig auf Elektrotechnik ausgerichtet. Der Neuanfang als „Hochschule für Technik und Wirtschaft Mittweida“ im Jahr 1992 brachte auch den Maschinenbau zurück.

 „Was den Maschinenbau an der Hochschule Mittweida heute ausmacht, ist seinem Einsatz und seinen Ideen zu verdanken.“, so Hilmer.

Von der Entscheidung der Hochschulleitung, dem für 4,8 Millionen Euro errichteten Gebäude seinen Namen zu geben, sei er sehr überrascht gewesen, erklärte Gebhardt und ergänzte bescheiden: „Ich habe immer nur ordentlich gearbeitet und meine Ansprüche an andere erst bei mir selbst umgesetzt.“ Auch die ersten Ideen für den Neubau einer Maschinenbauhalle hatte Gebhardt vor inzwischen zehn Jahren skizziert. Dass diese heute ganz anders aussieht, als er sich das damals ausgemalt hatte, störe ihn überhaupt nicht: „Der Bau ist viel besser und schöner geworden.“

Fortsetzung: Neue Gebäude für neue Inhalte

Optisch muss sich der Neubau nicht verstecken: Die in Anlehnung an die in Mittweida weitverbreitete Fassadengestaltung mit roten Ziegeln verblendete rechteckige Halle ist 46 Meter lang und 22 Meter breit. Sie zeigt sich vom Gerhard-Neumann-Bau (Haus 5) im Westen aus eingeschossig und nach Osten zweigeschossig. 

Nur kurz dauert die Baupause auf dem Campus, denn das nächste große Projekt steht in den Startlöchern: die neue Hochschulbibliothek, für die der Architektenwettbewerb begonnen hat.