Was bei Porsche hinter den Kulissen passiert

Was bei Porsche hinter den Kulissen passiert

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Ein anwendungsnahes Studium verlangt Einblicke in die Praxis. Um Prozessmanagement in Perfektion zu erleben, besuchten Mittweidas Studierende das Porsche-Werk in Leipzig.

12 Wirtschaftsingenieurwesen- und 6 Betriebswirtschaftslehre-Studenten besuchten mit Prof. Dr. Harald Zwerina das Porsche-Werk in Leipzig.
12 Wirtschaftsingenieurwesen- und 6 Betriebswirtschaftslehre-Studenten besuchten mit Prof. Dr. Harald Zwerina das Porsche-Werk in Leipzig.

475 Industrieroboter für den Karosseriebau des Panamera, 387 für den des Macan, weitere für die Lackierung. Wer Zahlen von Porsches Werk in Leipzig liest, kann an eine dystopische Maschinenwelt denken.

Dass auch in dieser digitalen Fabrik der Mensch im Mittelpunkt steht, erlebten 18 Mittweidaer Studenten des Wirtschaftsingenieurwesens und der Betriebswirtschaftslehre am 19. Juni 2019.

„Die zuvor in Mittweida vermittelte Theorie von Fertigungs- und Materialwirtschaft wird hier greifbar“, erklärt Harald Zwerina, Professor für Projekt- und Prozessmanagement, den Besuch des Werks im Leipziger Norden.

Der Automobilbauer beschäftigt hier rund 4.300 Mitarbeiter, die im Sinne der Industrie 4.0 mit der Technik vernetzt agieren. In der hochgradig automatisierten Fabrik sind die Menschen für Qualitätskontrolle, Instandhaltung, Anlagenbedienung und wenige manuelle Arbeitsschritte nötig. Bei den Handarbeiten werden sie von der Technik unterstützt.

Porsche als Anwendungsbeispiel

„Am Beispiel Porsche zeigen wir unseren Studierenden, wie Automatisierung perfekt umgesetzt wird. Bei der Montage muss sich der Mitarbeiter hier nicht einmal bücken, um am Unterboden zu arbeiten. Das ganze Auto wird einfach um 90 Grad gedreht und in die für den Arbeiter passende Höhe gebracht“, so Zwerina: „Der jeweilige Werker kann so in einer ergonomisch idealen Haltung wertschöpfend tätig sein.“

Den Studentinnen und Studenten aus den Studiengängen Betriebswirtschaftslehre und Wirtschaftsingenieurwesen bot sich dabei neben der Gelegenheit, die Produktionsprozesse unter die Lupe zu nehmen, eine weitere Chance. Die Mittweidaer erhielten einen Einblick, wie Porsche trotz Leistungsdruck auf Kleinigkeiten achtet, um die Motivation der Mitarbeiter zu steigern.

Wohlfühlathmosphäre durch Holzboden in der Montage

„Selbst der Montageboden ist nicht aus Stahl oder Beton, sondern aus Holz. Das sorgt für eine gewisse Wohlfühlathmosphäre“, so Zwerina: „Ich habe den Eindruck, dass man bei Porsche die Mitarbeiter ganz besonders wertschätzt und deren Leistung anerkennt.“

Dass man selbst in einer „schlanken Produktion“ ein modernes Hochregallager wirtschaftlich betreiben kann, rechnete Porsche Consulting vor. Die Kennzahlen sind so beeindruckend, dass es mittlerweile als Benchmark in der Branche betrachtet wird. Das zeigt sich beispielsweise in der Qualitätskennzahl "iO Picks": Von einer Million bereitgestellter Lagerpositionen ist im Durchschnitt lediglich eine fehlerhaft, das entspricht einer Fehlerquote von nur 0,0001%!

Insgesamt ist Leipzig für Porsche und den VW-Konzern zu einem hoch profitablen Vorhaben geworden. Mittlerweile stellt die Automobilfirma in Leipzig pro Tag etwa 600 Fahrzeuge der Typen Macan und Panamera her. Nach der Werkserweiterung wird ab 2021 auch der elektrisch angetriebene, neue Macan produziert. Dagegen liegt im Stammwerk Stuttgart-Zuffenhausen die Tagesproduktion bei gerade mal 240 Fahrzeugen.

Mittweidaer Absolventen im Vorteil

„Wir bilden an der Fakultät Wirtschaftsingenieurwesen Manager aus, die mit mehr Wissen ins Berufsleben starten als puren Zahlenkenntnissen“, so Zwerina. „Wirtschaftsingenieure können deshalb schon als Bachelor ein durchschnittliches Einstiegsgehalt von knapp 45.000 Euro erwarten; als Master oder Diplom-Ingenieur sogar deutlich mehr. Dabei verdienen die Bachelor-Absolventen einer Universität oft sogar weniger. Bei uns studiert man anwendungsbezogene Beispiele aus der Realität. Das erleichtert den Berufseinstieg.“

Die Hochschule Mittweida bietet eine Vielzahl von Studiengängen, die von der produzierenden Wirtschaft gefragt sind. Neben Betriebswirtschaftslehre, den Bachelor- und Diplomstudiengängen Wirtschaftsingenieurwesen zählt auch der Ingenieurstudiengang Elektrotechnik-Automation dazu, in dem eine Spezialisierung auf das Thema Industrie 4.0 möglich ist.