Ukraine-Hilfe: Auf den Weg gebracht und angekommen

Ukraine-Hilfe: Auf den Weg gebracht und angekommen

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Die Hochschule Mittweida bringt, unterstützt von zahlreichen Spender:innen, humanitäre Hilfe in die Ukraine. Transporte mit Hilfsgütern in Lwiw und in Odessa angekommen.

Das Foto zeigt drei junge Männer und eine junge Frau auf dem geöffneten Sattelauflieger. Sie verladen Pflegebetten und Paletten mit Kisten.
Die Studierenden Bela, Emilia, Philipp und Oliver beladen die ersten Hilfsgüter für Dnipro, eine der beiden ukrainischen Städte, in denen die Hochschule Mittweida eine Partneruni hat.

Ein Sattelzug voller medizinischer und anderer Hilfsgüter ist am späten Freitagnachmittag (11. März) von der Hochschule Mittweida aus an die polnisch-ukrainische Grenze aufgebrochen. Seit Donnerstagnachmittag war der Sattelzug am Laserinstitut Hochschule Mittweida beladen worden. An Bord sind unter anderem zwanzig Krankenbetten für Erwachsene und Kinder, Rollstühle, Monitoringsysteme, Beatmungsgeräte, ein OP-Tisch, Medikamente im Wert von rund 20.000 Euro sowie zahlreiche Paletten mit medizinischem Verbrauchsmaterial. Nahrung, Nahrungsergänzungsmittel und weitere Dinge des täglichen Bedarfs kommen hinzu, vor allem für Kinder und Jugendliche.

Ziel der Fracht ist die Universitätsstadt Dnipro im zentralöstlichen Landesteil, wo die Hochschule Mittweida seit vielen Jahren mit der Oles Honchar Dnipro National University (DNU) zusammenarbeitet und von der auch ein Teil der zwanzig aktuell in Mittweida lebenden ukrainischen Studierenden kommt. Professor Alexander Dzhusovuv von der DNU und der Mittweidaer Prorektor Volker Tolkmitt stehen in täglichem Kontakt. Dzhusovuv berichtete, dass am Morgen des 11. März um 5 Uhr in Dnipro drei Raketen eingeschlagen sind. Das solle Unruhe stiften. Die Kämpfe waren noch 100 Kilometer und mehr entfernt. Dnipro, sei aber inzwischen die größte Lazarettstadt in der Ukraine. „Es kommen Verwundete aus allen Richtungen. … Es fehlt inzwischen an allem.“

Update 19. März: Hilfe für Odessa

Unterdessen konnte ein kleinerer Transport aus Mittweida Anfang der vergangenen Woche Hilfsgüter zu unserer Partneruni in Odessa im Süden der Ukraine bringen. Peter Maring, Leiter des Studienkollegs, war mit Nahrungsergänzungsmitteln, Lebensmitteln, Hygieneartikeln sowie weiteren Sachspenden über Rumänien gefahren und hat die Odessa National Economic University (ONEU) wohlbehalten erreicht. Rektor Anatoly Kovalev schreibt: "In Zeiten von Krieg und Katastrophen bleiben nur wahre Freunde, die bereit sind, unter allen Umständen zu helfen und zu unterstützen. Freunde und Kollegen der Hochschule Mittweida (Deutschland) haben unserer Hochschule solche Hilfe und Unterstützung geleistet."

Hilfstransporte helfen vor Ort in der Ukraine. Auch die Hilfe für vom Krieg Betroffene, die in Mittweida sind und dort noch erwartet werden, ist angelaufen.

Hilfe aus vielen Händen

Ein Teil der Hilfsladung für Dnipro hat schon einen weiten Weg hinter sich: So groß wie die Anteilnahme am Leid der ukrainischen Bevölkerung ist, so konkret ist die Hilfsbereitschaft der Freunde der Hochschule Mittweida. Aus verschiedenen Teilen Deutschlands kamen in dieser Woche Hilfsgüter nach Mittweida, die für die Menschen in der Ukraine bestimmt sind. Am Campus werden die Hilfsleistungen koordiniert und die Logistik gesteuert.

„Als wir gehört haben, dass die HSMW nicht nur ihre Studierenden unterstützt und Geflüchtete versorgt, war für uns sofort klar, dass wir helfen wollen“, sagt Professor Heinrich Wiedemann. Der akademische Leiter der mit der Hochschule Mittweida kooperierenden Campus-M-University-Studienzentren in München und Nürnberg schuf vor Ort Flächen, um die Hilfsgüter zu sammeln. Zuvor hatte er gemeinsam mit dem Mittweidaer Rektor Ludwig Hilmer Spender:innen direkt angesprochen und mit Hilfe der Bayerischen Krankenhausgesellschaft einen Hilferuf im Nachbarfreistaat gestartet.

„Die spontane Hilfsbereitschaft ist überwältigend“, sagt Hilmer. „Die Campus M University als mobiles Studienprogramm der Hochschule Mittweida spendet selbst Medikamente im Wert von rund 10.000 Euro. Die Freunde der Hochschule aus Mittweida steuern weitere Medikamente im selben Wert bei.“ Die kurzfristige Beschaffung haben die Mittweidaer Apothekerinnen Uta Siling (Rats-/Löwen-Apotheke) und Christine Hellbach (Sonnen-Apotheke) ermöglicht. Die medizinischen und anderen Sachspenden wurden gezielt zusammengestellt. Die Hochschulleitung steht in stetigem Kontakt mit ihren Partnerhochschulen in der Ukraine und sammelt Informationen, was aktuell primär benötigt wird.

Parallel organisierte der Mittweidaer Studentenrat den Transport der Hilfsgüter in die Ukraine. Zunächst wurden die Güter aus München und Nürnberg mit vier von Sixt und Cavertitzer Elektromontage gesponserten LKW nach Mittweida gebracht. Weitere Sachspenden aus Mittelsachsen kamen hinzu. Als Logistik-Hub diente das Laserzentrum Hochschule Mittweida. Dort wurden die Hilfsgüter sortiert und umgelagert. Das sollteden weiteren Weg der Güter erleichtern. Die Waldheimer Speditionsgesellschaft (WSG) stellte für den Transport zur Grenze den 40-Tonnen-Sattelzug bereit.

„Schon am Dienstag (8. März) ist eine Gruppe von Studierenden nach Polen gefahren und spricht mit Logistikzentren in Grenznähe zur Ukraine“, erklärt Studentenrats-Geschäftsführer Gordon Guido Oswald, der am 11. März nachgereist ist. 

Update 27. März: Hilfsgüter angekommen

Mit den Maltesern in Polen konnte in der vergangenen Woche ein zuverlässiger Partner für den Hilfstransport gefunden werden. Der Sattelzug brachte seine Ladung am Samstagvormittag (19. März) ins Zentrallager der polnischen Caritas im südostpolnischen Lezajsk, etwa 50 Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt. Dort wurden die Hilfsgüter vom Malteser-Hilfsdienst in kleinere Transporter umgeladen, die in die Ukraine fahren. Vier Studierende der Hochschule reisten ebenfalls dorthin, um das Umladen zu unterstützen. Auch ein Kamerateam des MDR begleiete die Hilfsaktion. Der Beitrag lief im ARD-Magazin Fakt und und dokumentiert die Schwierigkeiten auf die Hilfstransporte treffen. Aufgrund der verschärften Situation im Land sind die überwiegend medizinischen Hilfsgüter aus Mittweida, München und Nürnberg nach Lwiw (Lemberg) gebracht worden, wo sie für den Aufbau der medizinischen Versorgung der Bevölkerung und der in Richtung Westen flüchtenden Menschen gebraucht werden.
Rückblick: Beim ersten Anlauf in der Vorwoche konnte in Przemyśl, der polnischen Grenzstadt zur Ukraine, trotz intensiver Vorbereitungen und Bemühungen vor Ort durch das Team um Stura-Geschäftsführer Gordon Guido Oswald und Christian Ahnert, dem Fahrer der Waldheimer Spedition WSG, kein sicherer Umschlag der Güter stattfinden. Die Bedingungen für den grenzüberschreitenden Transport der Güter hatten sich verschärft. Dazu kam, dass der ukrainische LKW auf dem Weg zur Grenze eine Panne hatte.

Zuflucht und Zukunft

Parallel zum Hilfstransport koordiniert die Hochschule Mittweida die Hilfe für Betroffene des Angriffskriegs. Hochschulleitung, Hochschulmanagement und Studentenrat arbeiten auch hier Hand in Hand. Im Blick sind zum einen die Studierenden aus der Ukraine, Russland und Belarus, die aufgrund des Angriffskriegs der russischen Staatsführung auf finanzielle Unterstützung angewiesen sind. Ihnen helfen unter anderem 22 kurzfristig gewährte Deutschlandstipendien dabei, ihr Studium an der Hochschule Mittweida fortzusetzen. Zum andern kümmert sich die Hochschule um die in den nächsten Wochen erwarteten Geflüchteten aus der Ukraine. Schon in diesen Tagen treffen erste Angehörige der ukrainischen Studierenden und wissenschaftliche Kolleg:innen ein.

Hilfe unterwegs, Hilfe zuhause

Die Hochschule Mittweida ist mit vielen privaten und institutionellen Helfer:innen vernetzt. Weitere Hilfsgüter werden benötigt und auch persönliche Unterstützung für Geflüchtete ist zunehmend wichtig. Aktuelle Ukraine-Hilfe-Informationen und Ansprechpartner:innen an der Hochschule Mittweida für Hilfesuchende und für Menschen, die Hilfe anbieten möchten, hier.

Dienen die ersten Maßnahmen vor allem dem Überleben, soll es in einer jetzt unmittelbar einsetzenden Phase auch um das Leben der Geflüchteten in Deutschland gehen. Rektor Ludwig Hilmer: „Die Hochschule Mittweida setzt alles daran, geflüchteten Studierenden und Akademiker:innen unabhängig von ihrer Zugehörigkeit zur Hochschule Mittweida eine Perspektive zu geben“. So will die Hochschule aus der Ukraine geflüchteten Studierenden die Möglichkeit geben, ihr Studium fortzusetzen. Das betrifft nicht nur Studierende der zwei Partnerhochschulen in Dnipro und Odessa, sondern Studierende aller ukrainischer Hochschulen und aller Nationalitäten.