Durchstarten mit superharten Schichten

Durchstarten mit superharten Schichten

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Hochschulausgründung ANTACON GmbH sichert sich Wachstumsbeteiligung in Millionenhöhe

Acht gut gelaunte Personen haben sich vor einer Fensterfront zum Gruppenfoto aufgestellt.  Zwei der Personen stehen unmittelbar vor einem Aufsteller mit dem Schriftzug „ANTACON“, den sie teilweise verdecken.
Haben alle gut lachen: die Vertreter:innen der Beteiligungsgesellschaften Sven Sieber, Andreas Werner, Fabian Schaile und Marie Grund genauso wie die vier Gründer von ANTACON David Haldan, Jan Bretschneider, Hagen Grüttner und Johannes Maus (v.l.nr.)

Vor zwei Jahren mitten in der Coronakrise aus dem Laserinstitut Hochschule Mittweida (LHM) ausgegründet, startet die ANTACON GmbH zu Beginn des Jahres mit einer Wachstumsbeteiligung im siebenstelligen Euro-Bereich durch. Überzeugt von den vier Gründern, ihrem Produkt und dessen Aussichten am Markt beteiligen sich die Gigahertz Ventures GmbH und die Beteiligungsgesellschaften der Sparkassen in Dresden, Chemnitz und dem Vogtland am weiteren Wachstum von ANTACON.

Gute Ideen brauchen einen Platz zum Ausprobieren und Reifen. Die Hochschule Mittweida ist so ein Ort mit gutem Klima für die Erforschung und Weiterentwicklung von Technologien – und auch für den Schritt, mit einer guten Idee ein Startup zu gründen.

Diese Erfahrung haben in den vergangenen Jahren die drei Gründer von ANTACON gemacht. Hagen Grüttner, David Haldan und Johannes Maus sind Absolventen der Hochschule Mittweida und haben nach dem Studium am Laserinstitut Hochschule Mittweida an extrem harten und verschleißfesten Kohlenstoffschichten für beanspruchte Werkzeuge geforscht, wie es sie bisher am Markt nicht gab. Bis zu zehnmal länger nutzbar sind Werkzeuge mit dem in Mittweida entwickelten Verfahren. Mit Jan Bretschneider haben die drei sich einen Experten für die Finanzen ins Team geholt. Im Jahr 2021 haben sie schließlich ihr Unternehmen gegründet und unter dem Dach der Hochschule erfolgreich weiterentwickelt. Die ANTACON GmbH hat den TUClab-Gründerwettbewerb 2021 und im Jahr 2022 den IQ Innovationspreis Mitteldeutschland gewonnen. Beim sächsischen Gründerpreis 2022 war ANTACON unter den TOP-10-Startups.

ANTACON-Geschäftsführer Hagen Grüttner sagt: „Die Bedingungen am LHM waren für uns in den vergangenen Jahren optimal. Ohne die Erfahrung und Unterstützung der Wissenschaftler dort und die technischen Ressourcen wären wir nicht da, wo wir heute stehen.“ Nun kommt die Wachstumsbeteiligung von Gigahertz Ventures und den drei sächsischen Sparkassen. Sven Sieber von Gigahertz Ventures begleitet die vier Gründer bereits seit längerer Zeit: „Aufgrund der langjährigen technologischen Expertise des Teams sowie der Alleinstellung der Produkte des neuen Unternehmens am Markt haben wir uns für einen finanziellen Einstieg als Investor entschieden.“

Superharte Beschichtungen für mehr Nachhaltigkeit und weniger Ressourcenverbrauch

„Die Herausforderung, mit der wir uns beschäftigen, ist der Verschleiß von Werkzeugen und Komponenten im industriellen Umfeld, der entweder direkt durch nötige Neuanschaffungen oder indirekt durch Produktionsausfälle enorme Kosten verursacht. Der wirtschaftliche Schaden, der dadurch entsteht, wird allein in Deutschland auf rund 35 Milliarden Euro beziffert“, so Grüttner. „Mit unserer Beschichtung werden Werkzeuge fünf bis zehnmal länger nutzbar. Das führt gerade in der Metallbearbeitung, aber auch in anderen Branchen wie beispielsweise der Optik- und Pharmaindustrie zu maximaler Standzeiterhöhung und damit zu ungeahnter Kostenersparnis und Prozesssicherheit.“

Zum Vergleich: Gehärteter Stahl hat eine Härte von 8 Gigapascal, ein Diamant von 100 Gigapascal. Diesem „Idealwert“ kommen die sogenannten DLC-Beschichtungen („Diamond Like Carbon", diamantähnlicher Kohlenstoff) von ANTACON mit bis zu 70 Gigapascal schon sehr nahe. Sie werden durch hochenergetische Laserbestrahlung aus Kohlenstoff (Graphit) herausgelöst und auf das Bauteil aufgetragen.

„Mitbewerber bieten aktuell nur Beschichtungen mit einer maximalen Schichthärte von bis zu 50 Gigapascal an. Doch die Härte ist nicht alles: Die Beschichtungen müssen extremen Anforderungen im Einsatz standhalten, ohne vom Werkzeug abzuplatzen. Das war und ist die eigentliche Herausforderung. Durch die hohe Eigenspannung der superharten Schichten platzen sie leicht ab. Wir reduzieren diese Eigenspannung durch einen zweiten Laserstrahl. Das ist die Besonderheit der ANTACON-Beschichtungen. Mit unserem Verfahren weisen diese neben der extremen Härte gleichzeitig eine außerordentliche Widerstandsfähigkeit in extremen Einsatzumgebungen auf, was bestimmte Anwendungen überhaupt erst möglich macht“, so Grüttner weiter.

Neue Räume für Wachstum

Wenn Kinder erwachsen werden, ziehen sie irgendwann aus. So auch die ANTACON GmbH, die nach dem Auslaufen der Förderung durch das Programm EXIST-Forschungstransfer den Mittweidaer Schillerberg verlässt und im April ins Zschopautal in die alte Baumwollspinnerei zieht. Dort ist auch Platz für die Erweiterung auf bis zu 20 Mitarbeiter:innen in den kommenden Jahren. Zunächst sollen zwei Großserien in Lohnfertigung für Pilotkunden entstehen. Mittelfristig will ANTACON seine Technologie auch anderen Unternehmen zur Verfügung stellen und so expandieren.

Laserforschung in Leistungsschau der sächsischen Wissenschaft

Superharte Schichten und andere Schwerpunkte der Forschung am LHM präsentiert die Hochschule Mittweida auch am Freitag, dem 3. Februar,  zur Auftaktveranstaltung der „Agenda für das Wissenschaftsland Sachsen SPIN2030“ in Leipzig. Sie ist die einzige der fünf sächsischen Hochschulen für Angewandte Wissenschaften, die neben universitären und außeruniverstitären Forschungseinrichtungen mit einem eigenen Stand vertreten ist.