Die können nicht nur spielen

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Studierende von „Medieninformatik und Interaktives Entertainment“ präsentierten ihre Abschlussprojekte: das Game „Lumien“ auf der „beta 2023“ und Softwareanwendungen für die Wissenschaft.

Programmieren und Präsentieren: Professor Marc Ritter (l.) eröffnet die Fragerunde nach der Präsentation der Software durch die Studierenden von „Medieninformatik und Interaktives Entertainment“. Kritische Zuschauer:innen waren neben den Kommiliton:innen die Dozent:innen und Stakeholder:innen des Projekts.

So verschieden die Veranstaltungen auch waren. In beiden Fällen nutzten Studierende von „Medieninformatik und Interaktives Entertainment“ die Gelegenheit, Gelerntes praktisch umzusetzen. Am 2. Februar präsentierten sie ihr neues Game „Lumien“, an dem sie rund ein Jahr lang gearbeitet hatten. Noch länger – über drei Semester – angelegt sind die Lehrprojekte der Lernfeld-Modulreihe „Wissenschaft und Wirtschaft 2 bis 4“, deren Ergebnisse bereits am 17. Januar vorgestellt wurden.

Talente aus Mittweida für die Gaming-Branche

Ein Jahr arbeiteten über 60 Bachelor-Studierende des aktuellen Abschlussjahrgangs von „Medieninformatik und Interaktives Entertainment“ an einem neuen Spiel „Lumien“. Den Rahmen für den Game-Release bot die „beta 2023".

Im Ankündigungstext auf der Plattform Steam heißt es: „Lumien ist ein fast-paced Third-Person Platformer, in welchem du die Ruinen einer antiken Zivilisation erkundest, um ihr erneut Leben einzuhauchen. Auf deinem Weg vorbei an den vielfältigen Verteidigungsanlagen helfen dir die Orbs, angetrieben durch die mysteriösen Kräfte der Zivilisation.“

Der Präsentation am Abend voraus ging ein ganzer Tag mit Vorträgen, unter anderem zu „Mental Health im Esport“, und ein Recruiting-Event. Dazu hatten sich die Studierenden Alumni und Gäste aus der Games- und Softwarebranche eingeladen.

Die beta2023 wurde live aus dem TV-Studio der Hochschule Mittweida auf Twitch gestreamt.

Alexander Marbach, Professor für Gamedesign und Creative Contentdesign an der Hochschule Mittweida, ist begeistert: „Es ist in jedem Jahr neu spannend und beeindruckend zu sehen, wie sich 60 junge Menschen im Verlauf eines harten Jahres in eine eingeschworene Gemeinschaft von Verbündeten verwandelt und dabei unglaubliche Kräfte freigesetzt haben! Die Studierenden von Medieninformatik und Interaktives Entertainment der Hochschule zeigen auch dieses Jahr ihr Talent und ihre Innovationskraft für die Gaming-Branche.“

Das neue Spiel „Lumien" ist das inzwischen neunte Abschlussprojekt und reiht sich ein in eine erfolgreiche Reihe, die bereits über 15.000 Downloads auf Steam verzeichnet. Das Spiel wurde am Ende der Veranstaltung als Early-Access-Version auf der Plattform veröffentlicht und kann dort kostenlos heruntergeladen werden.

Preisgekröntes Lehrkonzept: Digital Skills and Products

In den Projekten der Lernfeld-Modulreihe „Wissenschaft und Wirtschaft 2 bis 4“ entwickeln die Studierenden in Gruppen interaktive Softwareprodukte. Die Ergebnisse stellten sie in Vorbereitung für eine wissenschaftliche Veröffentlichung multimedial dar. Das Besondere: Die Themen dafür kommen, wie im späteren Berufsleben auch, von Partner:innen aus Wissenschaft und Wirtschaft. Erfahrene hochschulinterne und externe Stakeholder:innen und Dozent:innen begleiten die Studierenden über den ganzen Prozess. So gehen sie elementare Projektschritte in interdisziplinären Aufgaben und lernen von Anfang an, sich mit den Wünschen ihrer Autraggeber:innen auseinanderzusetzen.

Zu Beginn der Gruppenprojekte im Wintersemester 2021/2022 haben die Gruppen ihre jeweiligen Anforderungen an das zu erstellende Produkt nach Interviews mit ihren Stakeholder:innen beschrieben und Konzepte ausgeleitet. Erste Prototypen aus diesem Semester haben sie im Sommersemester 2022 weiterentwickelt und die Usability mithilfe freiwilliger Proband:innen evaluiert. Im inzwischen zu Ende gehenden Wintersemester 2022/2023 verfeinerten sie die Prototypen abschließend und dokumentierten die Essenzen der Lehrprojekte in kurzen Erklärfilmen und wissenschaftlichen Manuskripten.

Zum strukturierten Ablauf gehören regelmäßige Konsultationen, in denen die Studierenden ihren Fortschritt präsentieren und Feedback erhalten sowie gemeinsame Abschlusspräsentationen am Ende jeden Semesters. Die Modulreihe „Wissenschaft und Wirtschaft 2 bis 4“ ist elementarer Bestandteil des studiengangsübergreifenden Lehrkonzepts „Digital Skills and Products“ der Mittweidaer Professoren Marc Ritter, Christian Roschke und Matthias Vodel. Ritter wurde hierfür im Jahr 2021 mit dem Sächsischen Lehrpreis ausgezeichnet wurde.

In der jüngsten Runde waren unter den Partner:innen lokale Unternehmen und Verbände vertreten, aber auch Professor:innen der fünf Hochschulen für Angewandte Wissenschaften in Sachsen aus dem Transferverbund Saxony5, die sich im Rahmen des Co-Creation-Lab Künstliche Intelligenz von Saxony5 in Projekte für eine gemeinsame Lehrkooperation eingebracht hatten.

Gemeinsam kreativ: Anwendungen aus Mittweida für andere Hochschulen

Mit Professor Jens Jäkel von der HTWK Leipzig bearbeiteten die Studierenden ein Thema im Bereich Robotik. Das Team der Gruppe „KI-Bot“ sollte für einen Roboterarm, der für Filmaufnahmen in belebten Umgebungen wie Filmstudios Anwendung findet, eine virtuelle Trainingsumgebung erschaffen. KI-Agenten sollen den Roboterarm später steuern können, so dass Kollisionen mit Personen oder unerwartet auftretenden Hindernissen vermieden werden.

Das Lehrprojekt um Professor Mike Espig von der Westsächsischen Hochschule Zwickau sieht die Entstehung einer virtuellen Welt vor. Hierfür entwickelten Studierende eine virtuelle Nachbildung der Räume der Data Science Research Group in Zwickau, um diese für virtuelle Besichtigungen sowie als digitalen Übungsplatz für den Telepräsenzroboter „Double“ zu nutzen.

In noch wenig erforschtes Territorium stieß die Gruppe „XR-Knowledge Worker“ um Professor Jörg Lässig von der Hochschule Zittau/Görlitz vor: Sie erarbeiteten Konzepte für den Einsatz von Mixed Reality Technologien – kurz XR – in der Wissensarbeit und setzte sie prototypisch um. Das ambitionierte Ziel war, die virtuelle Realität zu nutzen, um ein praxisnahes Konzept für KI-gestützte Recherche der Fachliteratur und wissenschaftliches Arbeiten zu entwickeln. Unterstützt wurden sie von Professor Tobias Czauderna, der seit 2022 Jahr das Team an der Hochschule Mittweida auf dem Gebiet Virtual-/Augmented-Reality-Technologien und Mensch-Technik-Interaktion verstärkt.

Im Kontrast dazu beschäftigten sich die Studierenden der Gruppe „Traffic AI“ um Professor Wolfgang Oertel von der HTW Dresden mit klassischen KI-Methoden. Ihre Aufgabe bestand darin, mit Hilfe einer virtuellen Stadt und dort abgebildeten Verkehrssituationen eine Wissensbasis für ein Expertensystem aufzubauen, das zur Analyse und zur Verkehrsüberwachung eingesetzt werden soll. Unter anderem sollen so frühzeitig kritische Situationen wie beispielsweise Staus, Gefährdungen oder Unfälle vorwiegend logikbasiert erkennbar werden.

Die Gruppe um den Mittweidaer Professor Marc Ritter entwickelte im eHealth- Projekt „Xpose“ Konzepte zur semi-automatisierten Bewertung des Gesundheitszustands von Personen. Dazu werden mit Sensoren Posen, Aktivitäten und Vitalparameter echtzeitbasiert und KI-gestützt ausgewertet.

Games studieren: Spiele-Entwicklung und mehr in Mittweida

Schwerpunkte im interdisziplinären Bachelorstudiengang „Medieninformatik und Interaktives Entertainment“ sind nach der Grundlagenvermittlung in Informatik und Design agiles Projektmanagement in Kombination mit inhaltlicher, gestalterischer und programmiertechnischer Entwicklung interaktiver Medienangebote und komplexer Softwaresysteme für das Wissens- und Informationsmanagement.

Im gleichnamigen Master-Studiengang lassen sich anschließend Kenntnisse und Fertigkeiten in den folgenden Gebieten vertiefen: Game Production, VFX-Production, Webentwicklung, Mixed Reality und Deep Learning sowie IT-Governance.