Ein Jahr Krieg. Ein Jahr Hilfe für die Ukraine.

Ein Jahr Krieg. Ein Jahr Hilfe für die Ukraine.

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Die Hochschule Mittweida sieht die langfristige Unterstützung für den wissenschaftlichen Nachwuchs und den Wiederaufbau in der Ukraine als Aufgabe.

Vier Flaggen über dem Eingansgportal des Hauoptgbäudes der Hochschule Mittweida: Europa, Ukraine, Deutschland und Sachsen.
In guter Gemeinschaft: Die Flagge der Ukraine weht als Geste der Solidarität mit den Menschen in dem überfallenen Land am Hauptgebäude der Hochschule Mittweida.

Am 24. Februar jährt sich der Überfall Russlands auf die Ukraine. Als Zeichen der Verbundenheit weht die ukrainische Landesflagge in blau und gelb am Hauptgebäude der Hochschule Mittweida – ein Symbol auch für das konkrete Engagement der Hochschule für betroffene Studierende und Wissenschaftler:innen seit Kriegsbeginn.

In den ersten Wochen ging es vornehmlich darum, die ukrainischen Studierenden der Hochschule und die Studierenden und Wissenschaftler:innen, die als Flüchtlinge herkamen, materiell und psychologisch zu unterstützen. Dies geschieht weiter, aber schnell wurde klar, dass die rund 80 Ukrainer:innen, die an der Hochschule eine vorübergehende akademische Heimat gefunden haben, auch eine mittelfristige Perspektive dafür brauchen, ihr Studium und ihre wissenschaftliche Arbeit hier fortzusetzen.

Beides, zum einen die schnelle Ersthilfe und Unterstützung zum Einleben, zum anderen die Bereitstellung akademischer Angebote, hat sich die Hochschule zur Aufgabe gemacht.

Rektor Volker Tolkmitt anlässlich des Jahrestags: „Mit dem Engagement vieler Beteiligter der Hochschule leben wir Solidarität mit unseren Partnerhochschulen in Dnipro und Odessa, sowie mit der ganzen Ukraine. Das ist eine langfristige Aufgabe. Wir tragen unseren Teil dazu bei, der Ukraine den akademischen Nachwuchs zu sichern, den sie für den Wiederaufbau des Landes benötigen wird, wenn Russland die Souveränität seiner Nachbarn wieder achtet und den Krieg endlich beendet.“

Nach dem zunächst vor allem englischsprachige Lehrveranstaltungen für ukrainische Studierende geöffnet wurden, ermöglicht die Hochschule Mittweida mit dem vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) geförderten Projekt „Ukraine digital“ Studierenden, ihr Studium ortsunabhängig fortzuführen und erfolgreich zu beenden. Im Projekt bereitet die Hochschule Lehrunterlagen digital auf, hauptsächlich zu wirtschaftswissenschaftlichen Themen. Studierende der Mittweidaer Partnerhochschulen in Odessa und Dnipro nutzen diese Unterlagen überall auf der Welt über eine virtuelle Plattform.

Daryna Karpiuk (26), arbeitet neben ihrem Masterstudium in Industrial Management im Projekt „Ukraine digital“. Sie ist im vergangenen Jahr zunächst mit ihrer damals einjährigen Tochter nach Mittweida gekommen. Ihr Mann kam nach. An der Hochschule Mittweida war sie 2017 schon für ein Austauchsemester. Sie sagt: „Es ist mir sehr wichtig, in diesen schwierigen Zeiten etwas für meine Hochschule in Odessa und die Studierenden in der Ukraine zu tun. Die digitale Aufbereitung der Lehrunterlagen in unserem Projekt Ukraine digital ermöglicht es, dass ukrainische Studierende trotz des Kriegs weiter studieren können, ganz egal, wo sie sind. Ich denke dabei auch immer an die Zukunft meines Landes nach dem Krieg.“

Derzeit sind 73 ukrainische Studierende an der Hochschule Mittweida eingeschrieben. Über 200 Ukrainer:innen bereiten sich gerade im Studienkolleg der Hochschule Mittweida auf ein Studium in deutscher Sprache vor. Kein anderes Studienkolleg in Deutschland betreut damit mehr junge Ukrainer:innen.

Neben den Studierenden sind auch ukrainische Wissenschaftler:innen nach Mittweida gekommen, von denen sechs eine vorübergehende Heimat an der Hochschule fanden. Für sie hatte das Prorektorat Forschung sehr kurzfristig ein einjähriges Forschungsstipendium über die Volkswagenstiftung eingeworben.

Zivilgesellschaftliches Engagement der Mittweidaer Hochschulangehörigen

Diese verschiedenen Aktivitäten, die Studierenden und Wissenschaftler:innen an der Hochschule Mittweida eine akademische Perspektive geben, wurden vorbereitet und werden noch immer begleitet von praktischer und finanzieller Unterstützung zum Leben in der Hochschulstadt. Hochschule und Stadtverwaltung arbeiten hier eng zusammen. Das gemeinsame Informationszentrum „T9“ wurde auch Beratungsstelle für Ukrainer:innen und Börse für Hilfsangebote der Mittweidaer Bevölkerung.

Studierende und Beschäftigte der Hochschule hatten gemeinschaftlich und pragmatisch bald nach Kriegsbeginn zahlreiche Aktivitäten gestartet. Sie organisierten Wohnungen für ukrainische Studierende, Wissenschaftler:innen und ihre Familien. Die Mitarbeiter:innen des International Office halfen bei Behördengängen. Die Wohnungsausstattung mit Möbeln und Haushaltsgegenständen wurde vom Studentenrat organisiert und über Spenden finanziert – auch der laufende Lebensunterhalt, bis die Unterstützung durch die Ausländerbehörde und anschließend das Jobcenter einsetzte. Das Studentenwerk half mit „Freitischen“ in der Mensa. Die Hochschule vermittelte Stipendien, darunter für 12 Studierende aus der Ukraine ein Deutschlandstipendium, finanziert unter anderem durch Fördernde aus der Hochschulstadt. Das Institut für Kompetenz, Kommunikation & Sprachen (IKKS) der Hochschule organisierte Deutsch-Sprachkurse. Die Fakultät Soziale Arbeit und das International Office gestalteten mit dem soziokulturellen Zentrum Müllerhof e.V. einen ukrainischen Kulturabend. Alle Geflüchteten können kostenfrei an den Freizeit- und Sportprogrammen der Hochschule teilnehmen.

Die Hochschule Mittweida informiert auf ihrer Website Studierende und Wissenschaftler:innen aus der Ukraine über Unterstützungsangebote. Auch wer persönlich helfen möchte, findet hier Informationen.