Daten für Taten – 10 Jahre Mittelsachsen Sozial

Daten für Taten – 10 Jahre Mittelsachsen Sozial

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Jubiläum für eine in Ostdeutschland beispielgebende Kooperation von Hochschule und Landkreis. In Zukunft unterstützt auch die KI.

Drei weibliche Personen fröhlich lachend. Hinter ihnen quaderförmige Aufsteller, darunter einer mit der Aufschrift „10 Jahre Mittelsachsen Sozial“ und weiterem Text.
Sie sind die wissenschaftlichen Köpfe hinter Mittelsachsen Sozial: Professorin Isolde Heintze, Friederike Haubold und Tabea Esche (v.r.n.l.).

Rund 80 Teilnehmende feierten beim Fachtag „10 Jahre Mittelsachsen Sozial: Wissenschaf(f)t Praxis – Was war. Was ist. Was kommt.“ am 24. November an der Hochschule Mittweida (HSMW) das Jubiläum einer außergewöhnlichen Zusammenarbeit. Seit 2015 verbindet im Landkreis Mittelsachsen die Fakultät Soziale Arbeit der HSMW und die Verwaltung des Landkreises die gemeinsame Arbeit an einer kontinuierlichen Integrierten Sozialplanung. Wissenschaftliche Expertise, Lehre und kommunale Praxis kommen hier nah zusammen. Für die Kontinuität und wissenschaftliche Qualität steht federführend Professorin Isolde Heintze, Initiatorin und wissenschaftliche Leiterin des Projekts, mit ihrem Kernteam aus zwei wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen. Längst sind aber auch andere Diszplinen beteiligt: unter anderem die Fakultät Medien und die Fakultät Angewandte Computer- und Biowissenschaften.

Sozialplanung – warum sie alle betrifft

In ihrem Gastvortrag zum Auftakt des Fachtags ordnet die Schweriner Sozialplanerin Lisa Manhart für alle Teilnehmenden anschaulich ein, was Integrierte Sozialplanung eigentlich leistet: Sie beschreibt soziale Lebenslagen, erkennt Entwicklungen frühzeitig und zeigt auf, welche Unterstützung Menschen in unterschiedlichen Lebenssituationen benötigen. Sie beantwortet Fragen, die den Alltag direkt betreffen – etwa, wo Infrastruktur ausgebaut werden muss, wie älter werdende und ältere Menschen gut versorgt bleiben oder welche Angebote Familien künftig benötigen.

Eine besondere Zusammenarbeit

Zehn Jahre nach Beginn der Kooperation zeigte der Fachtag eindrucksvoll, wie viel in dieser Zeit entstanden ist. Drei umfangreiche Sozialberichte haben die soziale Lage im Landkreis systematisch für alle Regionen sichtbar gemacht. Die Website „www.mittelsachsen-sozial.de“ bietet heute einen zentralen Zugang zu Daten, Projekten und Ergebnissen. Ein kommunales Monitoring mit inzwischen über einer Million Datensätzen sorgt zudem für eine außergewöhnlich tiefe und belastbare Datenbasis, die die regionale Sozialplanung nachhaltig stärkt.

Hinzu kommen zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen, Projekte und Evaluationen, die gemeinsam mit der Hochschule durchgeführt wurden. Rund 80 Masterstudierende der Fakultät Soziale Arbeit haben in Praxisforschungsprojekten Sozialräume analysiert, Befragungen durchgeführt und mit Einrichtungen vor Ort gearbeitet. Die aktuell ausgewertete Befragung der Bevölkerung ab 55 Jahren knüpft daran an und bildet die Grundlage für die neue seniorenpolitische Strategie des Landkreises.

Kooperation als Leuchtturm in die Zukunft

Die Zusammenarbeit zwischen Landkreis und Hochschule Mittweida hat sich über die Jahre zu einem echten Leuchtturm in Ostdeutschland entwickelt – ein Projekt, das verlässlich gefördert wird, sich stetig weiterentwickelt und von gegenseitigem Vertrauen lebt. Jörg Höllmüller, zweiter Beigeordneter des Landkreises, zog eine positive Bilanz: Die Verbindung von wissenschaftlicher Analyse und kommunaler Praxis habe den Landkreis spürbar vorangebracht und einen konkreten Mehrwert für Verwaltung, Träger und die Bevölkerung geschaffen.

Impulse, Diskussionen und Austausch

Der Fachtag bot einen breiten Raum für inhaltliche Impulse und persönlichen Austausch. Eine Gesprächsrunde rückte zentrale Akteur:innen der Integrierten Sozialplanung in den Mittelpunkt. Die Diskussion spannte bewusst einen Bogen vom Rückblick über die aktuelle Zusammenarbeit bis hin zu Zukunftswünschen. Dabei wurde deutlich, wie sehr alle Beteiligten die gemeinsame Arbeit schätzen und weiter ausbauen möchten.

Im Austausch zeigte sich zudem, dass eine zukunftsfähige Sozialplanung unterschiedliche Generationen erreichen muss – und damit verschiedene Wege der Kommunikation benötigt. In den nachfolgenden Austauschinseln vertieften Fachleute aus Verwaltung, freien Trägern, Politik und Wissenschaft ihre Gespräche. Sie sprachen darüber, wie Beteiligung konkret umgesetzt wird, welche Rolle Daten für das Handeln vor Ort spielen und wie die Kooperation weiter gestärkt werden kann. Es wurde deutlich, wie eng der Landkreis durch die Arbeit der vergangenen zehn Jahre vernetzt ist und wie sehr die Akteure inzwischen voneinander profitieren.

Ergebnisse für die Region

In den Beiträgen des Tages zeigte sich, welchen Gewinn die Region aus zehn Jahren gemeinsamer Arbeit gezogen hat. Politische Entscheidungen können heute auf einer wesentlich fundierteren Datenbasis strategisch getroffen werden. Sozialräume lassen sich differenzierter beschreiben, Trends früher erkennen und Angebote zielgerichteter weiterentwickeln.

Gleichzeitig ist ein gemeinsamer Lernprozess entstanden, der Verwaltung, Trägerlandschaft und Wissenschaft zusammenführt. Studierende erleben den Landkreis als realen Lernort, knüpfen Kontakte in die Praxis und bringen innovative Sichtweisen ein – ein Vorteil, der langfristig auch dem Fachkräftebedarf zugutekommt.

Blick nach vorn: Digitalisierung, Demografie und KI

Professorin Heintze richtete in ihrem abschließenden Vortrag den Blick nach vorn. Die kommenden Jahre werden von Digitalisierung, demografischen Veränderungen und Beteiligungsformaten geprägt sein.

Eine zentrale Neuerung wird das Dashboard „Mittelsachsen Sozial“ sein. Die inhaltliche und technische Basis dafür ist bereits gelegt; ab Mitte 2026 wird das Dashboard schrittweise aktuelle kommunale Kennzahlen fortlaufend öffentlich bereitstellen.

Damit wird der Zugang zu Sozialdaten für Verwaltung, Träger und interessierte Bürger:innen deutlich erleichtert. Zudem arbeitet das Projekt künftig eng mit Professor Thomas Villmann von der Fakultät Angewandte Computer‐ und Biowissenschaften zusammen. Die gemeinsame Entwicklung von KI-gestützten Verfahren für Sozialberichterstattung soll ermöglichen, Daten noch präziser zu analysieren und damit die Steuerungsfähigkeit auf kommunaler Ebene auszubauen.

Mit der seniorenpolitischen Strategie steht in der Integrierten Sozialplanung zugleich ein großer inhaltlicher Schwerpunkt an, der auf den Ergebnissen der neuen 55+-Befragung aufbaut und wichtige Impulse für eine älter werdende Gesellschaft liefert.

Mittelsachsen Sozial unterwegs

Während des gesamten Fachtags konnten die Teilnehmenden die Wanderausstellung „Zehn Jahre Mittelsachsen Sozial“ besuchen. Sie macht zentrale Projekte, Forschungsergebnisse und Kooperationserfahrungen der vergangenen Dekade sichtbar und wird in den kommenden Monaten an verschiedenen Orten im Landkreis zu sehen sein. Der Fachtag machte deutlich: „Mittelsachsen Sozial“ steht für gelebte Kooperation, verlässliche Partnerschaften und eine Sozialplanung, die Zukunft gestaltet. Die Region hat in den vergangenen zehn Jahren viel erreicht – und sie ist bereit, diesen Weg gemeinsam weiterzugehen.